Auf einem Rundgang durch den Wald fand ein Bauer eines Tages ein Adlerjunges, das aus dem Nest gefallen war. Der Bauer wußte, wenn er es nicht mitnehmen würe, mußte das Adlerjunge sterben und daher nahm er es vorsichtig an sich, packte es warm ein und nahm es mit auf den Hof.
Zu Hause angekommen setzte er das Adlerjunge zu den Hühnern, damit diese es wie ein Küken groß zogen und ihm genug zu essen gaben. Seine Absicht ging auf – die Hühner merkten den Unterschied nicht und fütterten das Adlerjunge, gaben ihm Körner und Würmer, so daß es wachsen konnte.
Als es alt genug war, lehrten es die Hühner, wie ein Huhn fliegt – flattern und rennen, maximal bis auf den Zaun oder den nächsten Baum. So vergingen die Jahre und das Adlerjunge fühlte sich wie ein Huhn, flatterte und gackerte in der Gemeinschaft mit und scharrte selbst nach Würmern.
Nach langer Zeit – aus dem Adlerjungen war inzwischen ein „Huhn“ geworden – sah es einen ausgewachsenen Adler durch die Lüfe schweben – majestätisch und frei. Der junge Adler sprach zu den anderen Hühnern – „Was ist dieser Vogel, der da oben so königlich seine Runden dreht – wie kommt es, daß er so frei fliegt und wir nur flattern?“
„Das ist ein Adler – er ist der König der Lüfte. Er wurde schon so geboren, so wie wir als Hühner geboren wurden – bestimmt dazu, lediglich zu flattern und maximal auf den nächsten Baum zu fliegen.“ Der junge Adler sah hinauf und begann davon zu träumen, selbst durch die Lüfte zu segeln – selbst diese Freiheit zu genießen, die der Adler hatte.
Doch es blieb bei den Träumen – der junge Adler hatte nie den Mut, es einfach mal zu versuchen – und so ging die Zeit durch’s Land, der junge Adler wurde älter und älter – und eines Tages lag er dann selbst auf dem Sterbebett. Während seiner letzten Atemzüge sah er nochmals den Adler in den Lüften und dachte sich – „Wie schön wäre es doch, wenn auch ich als Adler geboren worden wäre ….“
(Eine Fabel aus dem Volksmund; niedergeschrieben 1998)
Wie steht es mit Dir, werte/r Leser/in – bist nicht auch Du vielleicht ein Adler, der als Kind aus dem Nest gefallen ist? Hast nicht auch gerade Du vielleicht Träume, die Du erfüllen möchtest, wo Dir aber die Hühner in Deiner Umgebung erklären, daß Du nicht dafür geboren bist? Laß Dich nicht auch zum Huhn machen – träume nicht Dein Leben, sondern lebe Deine Träume, so wie Thomas Alva Edison, Henry Ford, Mahatma Gandhi oder auch John Davidson Rockefeller! Du kannst es und niemand hat das Recht, es Dir auszureden!
Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bald_Eagle_Alaska_%2816%29.jpg